Gemeinde Schefflenz

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Pisovernas
Im 16. Jahrhundert findet sich im Studentenverzeichnis der Universität Heidelberg eine Reihe von Studenten verzeichnet, die aus Schefflenz stammen. Drei davon sind Nicolaus Rüdinger 1548, Samuel Angerus (Anger) 1592 und Johannes Philippus Bucherus (Bucher) 1595. Alle drei sind mit dem zunächst merkwürdig klingenden Beinamen "Pisovernas" versehen. In einem Gedicht, in dem er seine Heimat kurz vorstellt, sagt Rüdinger, von seinem Heimattal habe er diesen Beinamen genommen.
Nun wissen wir ja, dass es in der Zeit des Humanismus, in der die drei Genannten gelebt haben, durchaus Sitte war, den eigenen Nachnamen oder auch die Herkunft zu gräzisieren oder zu latinisieren. Der Reformator Philipp Melanchthon ist dafür das beste Beispiel. So liegt also die Vermutung nahe, dass dieser Beiname eine antikisierende Form des Namens Schefflenz darstellt.
Eine Theorie für die bisher nicht geklärte Form des Dorfnamens besteht ja darin, dass man den ersten Teil "Scheff-" auf das althochdeutsche "cheva" zurückführt, das als "Schefe" noch in Edwin Roedders Dialektlexikon aufgenommen ist und dort als "Hülse von Bohnen und Erbsen" erklärt wird. Das ist nichts Neues. Denn eine Erbsenschote war ja schon Bestandteil der alten Schefflenzer Wappen. Und den zweiten Bestandteil des Ortsnamens "-lenz" mit dem Frühling in Verbindung zu bringen, ist keine Kunst.
Von hier aus ist es kein weiter Schritt mehr zur Erklärung des Namens "Pisovernas". "Pisum" heißt im Lateinischen "Erbse" oder "Erbsenschote" und "ver" heißt "Frühling", mit dem davon abgeleiteten Adjektiv "vernus, verna, vernum" in der Bedeutung "frühlingshaft".
An der Tatsache nun, dass die drei genannten Schefflenzer Studenten "Pisovernas" genannt wurden, sieht man, dass eine der Theorien für die Herkunft des Namens Schefflenz schon Mitte des 16. Jahrhunderts vorhanden war. Ob sie allerdings auch richtig ist, steht auf einem anderen Blatt.
Nicolaus Rüdinger war übrigens in seiner Zeit ein berühmter Dichter, der mit anderen Größen wie z. B. mit dem genannten Melanchthon oder auch mit Nicolaus Kistner in Kontakt stand. Darüber wird noch zu berichten sein. Weder Augusta Bender noch Edwin Roedder haben diese frühe Berühmtheit aus Schefflenz gekannt.