Gemeinde Schefflenz

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Baumschule in Oberschefflenz

Im Lauf des 19. Jahrhunderts legten die staatlichen Behörden gesteigerten Wert darauf, dass die Gemeinden sich um den Obstbau kümmerten. Als Voraussetzung dafür sahen sie die Anlage von Baumschulen an, eine Maßnahme, die von den Gemeinden nicht immer mit großer Begeisterung durchgeführt wurde. In diesem Zusammenhang richtete das Großherzoglich Badische Bezirksamt in Mosbach am 9. Dezember 1861 das folgende Schreiben an den Gemeinderat von Oberschefflenz:
„Die dort bisher bestandenen kleinen Baumschulen erfordern vielen Aufwand an Zeit und Geld, ohne dass sie gerade dem Bedürfnisse der dortigen Gemeinde entsprechen und es wäre daher erwünscht, wenn das vor einiger Zeit von dem Unterzeichneten dem Bürgermeistertamte vorgetragene Project zur Ausführung käme, wornach an der Straße gegen Adelsheim eine größere Baumschule neu angelegt werden sollte.
Indem wir daher den Gemeinderath auffordern, diese Angelegenheit in Berathung zu ziehen, weisen wir noch besonders darauf hin, welchen großen Verlust von Obstbäumen aller Art unser ganzer Bezirk durch Hagelschlag, Eisdruck und Trockenheit in den letzten Jahren erlitten hat u. wie nothwendig es daher ist, dass für eine gute Nachzucht von jungen Obstbäumen rechtzeitig und in ausgedehntester Weise gesorgt wird.
Schließlich bemerken wir, dass wir in der Lage sind, denjenigen Gemeindebeamten welche sich bei der Anlage und Unterhaltung neuer Baumschulen durch besonderen Eifer und Umsicht hervorthun, nicht allein durch Zuweisung von einigen Tausend Wildlingen und Beschaffung guter Pfropfreißer sondern auch noch durch Zuerkennung von Geldbelohnungen bei Gelegenheit landw. Preisvertheilung die gebührende Aufmunterung zu gewähren.
Ueber den Stand der Sache erwartet man längstens innerhalb 3 Wochen Bericht.“
Bürgermeister Seitz erstattete diesen Bericht bereits eine Woche später. Eine Kopie dieses Berichts ist im Archiv leider nicht vorhanden. Doch muss der Gemeinderat grundsätzlich mit der Errichtung dieser Baumschule einverstanden gewesen sein. Allerdings wartete man mit deren Einrichtung offensichtlich, bis die Trasse der Eisenbahnstrecke Mosbach-Osterburken festgelegt war, denn das Amt forderte am 11. März 1863 die Gemeinde ausrücklich auf, das Projekt nun endlich weiter zu verfolgen. Das geschah dann auch offensichtlich umgehend, denn das Amt verlangte bereits am 24. Juni 1863, die Baumschule gehörig einzufrieden und bis zum Herbst mit jungen „Wildstämmchen“ zu bepflanzen. Und am 8. Juli 1863 erfuhr die Gemeinde vom Bezirksamt, dass die Gemeindewaldsaatschule von Kälbertshausen „eine ziemliche Anzahl von Aepfel- und Birnenwildlingen“ liefern konnte.