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Vor 80 Jahren endeten mit der bedingungslosen Kapitulation die Kampfhandlungen des Zweiten Weltkriegs. Nur noch wenige Menschen haben eigene Erinnerungen an die Schrecken des Kriegs und die Monate und Jahre, die folgten.
Der Gemeinderat hat sich auf Antrag von Dr. Georg Fischer mit dem Thema beschäftigt und beschlossen, anlässlich des Jahrestags eine Gedenkveranstaltung durchzuführen. In einem zweiten Schritt ist die ganze Bevölkerung eingeladen, an einem Konzept zum Gedenken und der Erinnerung mitzuarbeiten.
Am Donnerstag, 8. Mai findet nun in der Roedderhalle Oberschefflenz um 19.00 Uhr die Gedenkveranstaltung statt. Im ersten Teil wird in einer feierlichen Gedenkstunde der gebürtige Schefflenzer Dirk Keller sprechen. Er hat in den vergangenen Wochen viele Gespräche geführt und Berichte aus der Zeit von 1939 bis 1946 gesammelt. Diese wird er mit Erzählungen aus der eigenen Familiengeschichte verbinden, um ein lebendiges Bild von Schefflenz zu zeichnen.
Die Gedenkveranstaltung umrahmt die Musikschule Mosbach mit Selma Siegmann und Sarah Abassi, Gitarre und Gesang und Alexandra Fosnea und Martin Schmidt, Querflöte.
Der zweite Teil ab ca. 20.00 Uhr bis 21.30 Uhr wird als Workshop mit fünf Themeninseln gestaltet sein. Der Förderverein der Grundschule Oberschefflenz stärkt uns dafür mit Getränken und einem Imbiss. Die Themeninseln sollen Menschen ins Gespräch bringen und Interesse wecken, im Folgenden bei der Konzeption und Ausgestaltung einer Gedenkkultur mitzuarbeiten.
Im Zuge der Vorbereitung zu dem Gedenktag ist mir zweierlei bewusst geworden:
Erstens: Einzelne Personen haben bereits sehr viel über die Schefflenzer Geschichte zusammengetragen und auch immer wieder in Gesprächen und kleineren Veranstaltungen weitergegeben. Manches ist auch niedergeschrieben und zum Teil bereits digital verfügbar. Wenn wir dieses Wissen nicht jetzt systematisch sichern und für die Öffentlichkeit zugänglich machen, droht vieles davon möglicherweise unwiderruflich in Vergessenheit zu geraten.
Zweitens: Vieles aus der Zeit der Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus ist uns im Allgemeinen bekannt. In den vergangenen Jahrzehnten wurden allerdings manche Ereignisse hier in Schefflenz lieber nicht öffentlich gemacht, beispielsweise das Gebäude der Grundschule Oberschefflenz als KZ-Außenlager. Der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker hat am 8.5.1985 dazu aufgerufen, die Augen nicht vor der Vergangenheit zu verschließen, diese stattdessen anzunehmen und daraus für Gegenwart und Zukunft zu lernen. Je weiter die Geschehnisse zeitlich von uns wegrücken, umso wichtiger ist ein regional- bzw. lokalgeschichtlicher Ansatz.
Warum braucht es diese „Schefflenzer Erinnerungskultur“?
Es geht dabei nicht darum, die Abscheulichkeiten einer längst vergangenen Zeit mit einem Schaudern zu bestaunen. Ziel einer solchen Erinnerungskultur ist es in meinen Augen, zu erkennen, dass die Menschen, die in der Zeit der NS-Herrschaft zu Tätern und Opfern wurden, sich nicht wesentlich von uns heute unterscheiden. Was für uns in Deutschland wirklich einen Unterschied macht, das ist der demokratische Rechtsstaat mit seinen Prinzipien der Gewaltenteilung, des Föderalismus, dem Schutz von Minderheiten. Diese staatlichen Strukturen, allen voran unser Grundgesetz, entstanden als unmittelbare Reaktion auf die Katastrophe des Zweiten Weltkriegs. In ihnen ist das „Nie wieder“ verankert, das wir bewahren müssen.
Um also die Erinnerungskultur in Schefflenz zu stärken, sind alle Schefflenzerinnen und Schefflenzer herzlich eingeladen, im zweiten Teil des Abends an fünf Themeninseln miteinander ins Gespräch zu kommen, das von den Genannten moderiert wird:
Kommen Sie miteinander ins Gespräch. Vielleicht haben Sie ja sogar einen ganz persönlichen Beitrag, wie wir die Erinnerungskultur in Schefflenz stärken können? Dabei sind auch ganz praktische Sachen gefragt, wie z. B. ein musikalischer Beitrag bei einer Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht in Kleineicholzheim, einen Gedenkstein reinigen, einen Dorfrundgang organisieren und vieles mehr.
Wer am 8. Mai verhindert ist, sich aber gerne einbringen möchte, darf gerne Kontaktdaten mit dem Betreff „Erinnerungskultur in Schefflenz“ an sabrina.sommer@schefflenz.de senden.
Ich freue mich auf einen Abend, der uns im Blick zurück das Vergangene erkennen lässt und Lust darauf macht, gemeinsam die Zukunft zu gestalten.
Raphael Hoffmann
Bürgermeister