Gemeinde Schefflenz

Seitenbereiche

Seiteninhalt

Gemeinderat Archiv

Eine Flüchtlingsunterkunft scheint gefunden...

Nach momentanem Stand sollen im ehemaligen Grundbuchamt in Oberschefflenz ab dem Sommer acht Asylbewerber wohnen

Von Christian Beck
 
Schefflenz. Wo sollen die Asylbewerber untergebracht werden? Und welche Konsequenzen bringt dies mit sich? Diese Fragen beschäftigen die Schefflenzer nach wie vor – dies wurde auch in der Gemeinderatssitzung am Montag wieder deutlich. Einstimmig genehmigten die Räte außerplanmäßige Ausgaben in Höhe von 20 000 Euro. Damit soll das ehemalige Grundbuchamt in Oberschefflenz umgebaut werden. „So bald als möglich“, so Bürgermeister Rainer Houck, sollen dann acht Asylbewerber dort untergebracht werden.
Obwohl das Thema erst auf Punkt sechs der Tagesordnung stand, kam die Sprache unmittelbar nach Beginn der Sitzung darauf, und das mit Wucht: Eine Frau aus dem Zuhörerkreis von rund 20 Personen nutzte die Bürgerfragestunde, um Houck eine Vielzahl an Fragen zu stellen sowie ihrem Ärger Luft zu machen. Die Mutter, deren Kind an der Grundschule Oberschefflenz unterrichtet wird, zeigte sich unzufrieden, dass die Schule nicht gesondert informiert worden sei, dass im nebenstehenden Gebäude Flüchtlinge untergebracht werden sollen. Sie halte den Ort für problematisch. „Der Wohnungsmarkt gibt uns wenig Spielräume“, entgegnete der Bürgermeister – bisher habe man nur wenige geeignete Angebote erhalten. Zudem sehe er keine besondere Herausforderung für die Schule, wenn nebenan Flüchtlinge untergebracht würden.
Diese Ansicht teilte die Frau aus dem Zuhörerkreis nicht: „Sie haben doch gar keinen Einfluss, wer kommt“, betonte sie mehrfach. Bereits wiederholt war im Gemeinderat der Wunsch geäußert worden, Familien aufzunehmen, da sich diese besser integrieren ließen. „Was passiert denn, wenn acht einzelne Männer dort wohnen“, drängte die Frau auf eine Antwort. Als sie schließlich die Frage in den Raum stellte, wer sein kleines Kind an acht Albanern vorbeilaufen ließe, regte sich großer Unmut bei allen Anwesenden. Houck wies diese Frage als „ganz klar diskriminierend“ zurück und erntete dafür Applaus. Auch die Gemeinderäte Lutz Tscharf und Dr. Georg Fischer rügten später die Diskriminierung. „Überall regt sich Widerstand, mir fällt langsam nichts mehr ein“, kritisierte Tscharf die wiederholte Ablehnung von möglichen Standorten für Asylbewerberheime.
Sowohl Fischer als auch Tscharf begrüßten unterdessen das Vorhaben, Flüchtlinge im alten Grundbuchamt unterzubringen. Fischer sprach von einer „langfristigen Investition“, sowohl für Flüchtlinge, als auch für das Gebäude. Tscharf erklärte, es sei sehr sinnvoll, ein gemeindeeigenes Gebäude zu nutzen: „Wir müssten sonst jahrelang Miete bezahlen“. Es stellte sich jedoch auch die Frage, wie gut der Zustand des Gebäudes überhaupt sei: „Ich glaube nicht, dass 20 000 Euro zum Renovieren reichen“, äußerte Gemeinderätin Manuela Ernst Zweifel.
Sowohl der Bürgermeister als auch Gemeinderat Sacettin Bakan machten deutlich, dass für das Gebäude Umbauten einfacherer und kostengünstigerer Art geplant seien. „Vorgesehen sind Sanitärräume und Küchenanschlüsse“, erklärte Houck. Das Gebäude selbst stammt aus der Zeit knapp vor 1900 und wurde unter anderem als Rathaus oder Schule genutzt, zuletzt vor rund 20 Jahren, so Houck. Ein Wohnhaus war es jedoch nie. Dementsprechend muss auch das Landratsamt einer Nutzungsänderung noch zustimmen.
Die Bausubstanz wird vom Bürgermeister als solide bezeichnet – Houck verwies auf frühere Pläne, dort ein Archiv unterzubringen. Gemeinderätin Dr. Friederike Werling regte trotzdem an, das Gebäude noch einmal zu begutachten. Seit einigen Jahren nutzt die Jugendorganisation „Help of Teens“ das Gebäude als Treffpunkt und Sammelstelle für Hilfsgüter, die sie immer wieder nach Rumänien bringt. Mehrere Gemeinderäte betonten, dass für die Organisation ein Ersatzgebäude angeboten werden müsse. „Hier gibt es bereits Ideen“, erklärte Houck auf Nachfrage der RNZ, wollte sich jedoch nicht konkreter dazu äußern.
Dass die Flüchtlinge im ehemaligen Grundbuchamt untergebracht werden sollen, liege daran, dass sich mehrere anderen Varianten zerschlagen hätten: „Das zieht sich schon viel zu lange“, erklärte der Schefflenzer Bürgermeister gestern auf Nachfrage. „Im Sommer“ sollen dort acht Asylbewerber einziehen. Ob es damit getan ist, sei allerdings ungewiss, erklärt Houck: „Vielleicht werden es im nächsten Jahr noch einmal zwölf“. Und dann müsse eventuell auch über eine weitere Unterkunft nachgedacht werden.