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"Nieder mit dem Korsett"

Rund 130 Gäste bei Gedenkabend zum 90. Todestag von Augusta Bender
Textauszug aus der Rhein-Neckar-Zeitung von Peter Lahr
Am Dienstagabend war Bürgermeister Rainer Houck gar nicht traurig, dass die Veranstaltung im Rathaus mit leichter Verzögerung begann. Denn es strömten so viele Menschen zum Augusta-Bender-Abend, dass neue Stühle aufgefahren werden mussten. Rund 130 Gäste erlebten einen Gedenk-Abend, der sich ähnlich abwechslungsreich gestaltete wie die Biografie der 1846 in Oberschefflenz geborenen Autorin und Frauenrechtlerin. „Aus verschiedenen Blickwinkeln“ beleuchteten sechs Redner Leben und Werk der vor 90 Jahren Gestorbenen. Die Gruppe „DudelQuetsch“ und Sängerin Tamara Kühner brachten einige „Oberschefflenzer Volkslieder“ zu Gehör, erinnerten damit an eines der bekanntesten Werke von Augusta Bender, 1902 in Karlsruhe veröffentlicht. Köstlichkeiten aus dieser Zeit – vom Most bis zu Grünkernküchle – kredenzte der Verein Schefflenztal-Sammlungen. Der Abend bildete zudem den Startschuss für eine Ausstellung, die bis 31. Oktober zu sehen ist.
Und wenn es nach dem Willen von Dr. Georg Fischer geht, könnte sich aus dem Gedenkabend ein auf drei Jahre angelegter Verein entwickeln. Dessen Ziel sei es, den umfangreichen Nachlass von Augusta Bender zu digitalisieren und damit der Forschung zugänglich zu machen. Am 24. November um 17 Uhr wollen sich Interessierte hierzu im Rathaus treffen.
Bürgermeister Houck würdigte Augusta Bender als eine faszinierende und starke Persönlichkeit. Bei Michael Böhm, dem Ideengeber für den Abend, bedankte er sich ebenso wie bei allen, die zu seinem Gelingen beitrugen.
Über Kindheit, Jugend und beruflichen Werdegang referierte Dr. Karl Wilhelm Beichert so kenntnisreich wie unterhaltsam. Die Passagen, in der Augusta Bender zu Wort kam, übernahm Ingeborg Bürklen: „Ich war ein ungebetener Gast“, schrieb das letzte von sechs Kindern in ihrer zweibändigen Autobiografie, die den Titel „Auf der Schattenseite des Lebens“ trug.
Über Benders Werk berichtete Dr. Georg Fischer anschaulich. In Essays, Gedichten, Novellen und Romanen wandte sich die überzeugte Vegetarierin gegen die Unterdrückung der Frau und den Militarismus des Bismarck-Reichs. Ihren Aufruf „Nieder mit dem Korsett“ untermauerte sie mit dem Bild einer antiken Venusstatue.
„Viele ihrer Wahrheiten und Weisheiten gelten heute noch“, betonte Angelika Bronner-Blatz, Beauftragte des Landkreises für Chancengleichheit und Frauenförderung, und belegte dies etwa mit der auffallend geringen Zahl von „Müttern des Grundgesetzes“. Über die posthumen Ehrungen sprach Kreisrat Karl Heinz Neser. Um das Jahr 1970 wurde die Hauswirtschaftliche Berufsschule in Augusta-Bender-Schule umbenannt. In ihrem Geburtsort ist eine Straße nach ihr benannt. Am Geburtshaus erinnert eine Tafel an sie.