Gemeinde Schefflenz

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Edwin Carl Roedders 145. Geburtstag am 8. April

Der Geburtstag von Edwin Roedder jährt sich am 8. April zum 145. Mal, Anlass genug, um ihn und seine Frau Cordelia mal wieder ins Gedächtnis zu rufen. Denn mit dem für April geplanten Abriss des alten Roedderheims verschwindet ein wichtiger Erinnerungsort, auch wenn das DRK-Pflegeheim "Luise von Baden" in Zukunft den Namen des Ehepaars Roedder tragen wird. Ohne die Roedders gäbe es dieses Heim in Schefflenz nicht. Natürlich auch nicht die Roedder-Halle. Im Folgenden sei das Leben der beiden Wohltäter von Schefflenz kurz umrissen.
Edwin Roedder wurde also im Jahr 1873 In Niederwasser, einem Ortsteil von Hornberg, im Schwarzwald geboren. Sein Vater Johann war Ingenieur und Eisenbahn-Bauunternehmer und kam auf den vielen Bahnbaustellen der Zeit weit herum. U. a. war er auch beim Bau der Odenwaldbahn Heidelberg-Mosbach-Würzburg beschäftigt, die 1866 fertig gestellt wurde. In dieser Zeit wohnten viele der beim Bahnbau Beschäftigten auch in Schefflenz, und auf diese Weise wohl hat Johann Roedder seine aus Oberschefflenz stammende Frau Karoline, geb. Hitzfeld, kennen gelernt.
Edwin war das älteste Kind des Ehepaars. Durch die berufsbedingten Ortswechsel der Eltern wuchs der Junge an verschiedenen Orten Badens, Württembergs und der Schweiz auf. Zeitweise lebte er aber auch bei seiner Großmutter, die wie seine Mutter Karoline hieß. Die Volksschule besuchte er dann durchgehend in Oberschefflenz von 1879 - 1886. Später besuchte er die Gymnasien in Tauberbischofsheim (von 1886 - 1889) und Bruchsal (von 1889 - 1891). Die Ferien allerdings verbrachte er immer in Oberschefflenz, und diese Zeit und der Herkunftsort seiner Mutter haben wohl bewirkt, dass er hier seine Heimat sah, mit der ihn sein Leben lang eine enge Liebe verband.
In Heidelberg studierte er drei Semester Klassische Philologie und entschloss sich im Herbst 1892 zur Auswanderung in die USA. An der Universität von Ann Arbor im Staat Michigan erwarb er innerhalb von 5½ Jahren die Titel eines Baccalaureus, eines Magisters und eines Doktors, diesen im Jahr 1898. Vierzig Jahre später verlieh ihm diese Universität die Ehrendoktorwürde. Sein erster Besuch in der alten Heimat fällt in das Jahr 1895, während dem er wohl seine spätere Frau, Cordelia Selma Pacius, kennen lernte. Diese, die Tochter eines Gymnasialprofessors, der aus einer alten Gelehrtenfamilie stammte, war im Jahr 1877 oder 1878 in Pforzheim geboren worden. Ihr Vater muss in der Zwischenzeit nach Konstanz versetzt worden sein, denn dort fand, bei Roedders zweitem Heimatbesuch im Jahr 1899, die Hochzeit statt.
Schon ab 1895 unterrichtete Roedder Deutsch an der Universität, ging kurz an eine Militärakademie in Colorado, um dann bis 1900 wieder in Ann Arbor Deutsch zu unterrichten. Zwischenzeitlich hatte er die amerikanische Staatsbürgerschaft erworben. Im selben Jahr 1900 wechselte er an die Universität von Wisconsin in Madison, wo er nacheinander als Lehrer, als Assistant Professor, assoziierter Professor und ganz zum Schluss als ordentlicher Professor unterrichtete. Dazwischen lagen in den Jahren 1905 und 1910 jeweils halbjährige Forschungsaufenthalte in Deutschland, in denen er sich mit der Geschichte von Schefflenz und mit der Dialektforschung vertraut machte. 1917 sollte ein ganzes Jahr dieser Forschung in der alten Heimat gewidmet werden. Allein der Erste Weltkrieg verhinderte dieses Vorhaben, wie er auch der Germanistik als Wissenschaft in den USA sehr schädlich war.
Von 1905 – bis mindestens 1923 bekam Roedder zusätzlich die Leitung der Abteilung für das höhere Schulwesen am National Teachers Seminary (NTS) in Milwaukee (Wisconsin). Ab 1923 hatte er die Verantwortung für die bedeutendste germanistische Zeitschrift in Amerika, der von der Universität Wisconsin in Madison herausgegebenen, noch heute erscheinenden „Monatsblätter für Deutschen Unterricht“. Im Jahr 1923 konnte er endlich auch sein Forschungsjahr in Deutschland nachholen und sein Buchprojekt über die Geschichte und die Sprache von Oberschefflenz entscheidend fördern. Die Finanzierung des Projekts gestaltete sich aber schwierig, sodass erst im Jahr 1828 ein Teil des Projekts als Buch erscheinen konnte: „Das südwestdeutsche Reichsdorf in Vergangenheit und Gegenwart, dargestellt auf Grund der Geschichte von Oberschefflenz im badischen Bauland; Landschaft – Geschichte – Volkstum, Lahr 1928". Dieses Buch, für das Roedder ein Leben lang geforscht hatte, ist eine der ersten Ortschroniken in unserer Gegend.
Mit ihrer gründlichen Orientierung an den Quellen und ihrem Detailreichtum ist sie bis heute aktuell und eine Fundgrube für jeden, der sich für die Heimatgeschichte interessiert. Die zeitgenössischen Oberschefflenzer erkannten, was für ein wertvolles Geschenk sie mit diesem Buch erhalten hatten, und verliehen dem der Heimat treu gebliebenen Professor im Jahr 1930 den Titel eines Ehrenbürgers. Dabei zeigt sich, dass die Einschränkung auf Oberschefflenz im Buchtitel ein bisschen Tiefstapelei ist, denn Roedder bezieht sich sehr oft auch auf die beiden anderen Schefflenzdörfer, die ja seit alter Zeit ein besonderes Verhältnis miteinander hatten. In Anerkennung dieser heimatkundlichen Leistung bekam Roedder zu seinem sechzigsten Geburtstag im Jahr 1933 die Ehrenbürgerwürde der Universität Heidelberg.
Bevor das zweite Buch über den Oberschefflenzer Dialekt erscheinen konnte, machte Roedder, nun schon 56 Jahre alt, den entscheidenden Karrieresprung: Er wurde im Jahr 1929 als Professor für deutsche Sprache und Literatur an das City College der Universität von New York berufen und gleichzeitig Leiter der germanistischen Fakultät, damals eine der größten Abteilungen dieser Universität. Das war eine Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen und seiner eindrucksvollen Persönlichkeit. Diese Stelle behielt er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1943. Und in dieser Zeit ist es ihm und seiner sparsamen Frau wohl gelungen, die großen Geldmittel anzusammeln, die Cordelia Roedder Mitte der 1950-er Jahre, in teilweise komplizierten Transaktionsverfahren, in ihrem Testament der Gemeinde Oberschefflenz vermacht hat. Cordelia Roedder hielt sich dabei an eine Absprache mit ihrem Mann, der am 21. Oktober 1945 bereits gestorben war. Der Zweite Weltkrieg hatte verhindert, dass Roedder noch einmal seine geliebte Heimat sah. Mit den genannten Mitteln als Basis, insgesamt mehr als 800 000 Mark, war es der Gemeinde möglich, die Roedderhalle und das DRK-Roedderheim zu errichten.
Das Dialektbuch erschien 1936 bei der amerikanischen Verlagsgesellschaft für moderne Sprachen, unterstützt von dem amerikanischen Rat für gelehrte Gesellschaften mit Hilfe eines Fonds, der von der Carnegie Corporation finanziell ausgestattet war. Zahlreiche weitere Schriften hat Roedder veröffentlicht, viele in der von ihm geleiteten Zeitschrift, und besonders als Rezensent neu erschienener Bücher machte er sich einen Namen.
Seine Frau Cordelia überlebte ihn um zwölf Jahre. Sie starb in einem Bremer Krankenhaus. Die Asche beider aber ist wieder vereint, sie ruht in dem heute als Treffpunkt beliebten Roedder-Denkmal, das die Gemeinde Oberschefflenz im Jahr 1948 hat errichten lassen.
Dr. Karl Wilhelm Beichert

Altes Roedderheim - Foto: Thomas Kottal
Altes Roedderheim - Foto: Thomas Kottal
Ehepaar Roedder
Ehepaar Roedder
Prof. Dr. Edwin Roedder
Prof. Dr. Edwin Roedder