Gemeinde Schefflenz

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Gemeinde Archiv

Neues aus dem Archiv

Obstbau zu Beginn und Mitte des 20. Jahrhunderts
(nach Dokumenten aus dem Gemeindearchiv von Kleineicholzheim)
Zu Beginn der1950-er Jahre betrachtete man von Seiten der Obrigkeit die „Entrümpelung“, d. h. die Entfernung kranker, toter oder von Schädlingen befallener Obstbäume als das wichtigste Mittel, um einen gesunden Obstbaumbestand zu erhalten. Baumwarte sollten die betreffenden Bäume ausfindig machen, kennzeichnen und in einer „Entrümpelungsliste“ zusammenstellen. Weil sich dabei manchmal offensichtlich ein erhebliches Konfliktpotential mit den Baumbesitzern ergab, empfahl das Landratsamt in Buchen den Gemeinden, u. U. weiter entfernt wohnende Personen mit dieser Aufgabe zu betrauen, um Anfeindungen innerhalb der Gemeinde aus dem Weg zu gehen. Für Kleineicholzheim wurde zum 1. September 1953 ein Fachmann aus Großeicholzheim bestimmt, der allerdings mit dem Baumwart des Dorfes zusammenarbeiten sollte. Dies auch deshalb, weil der Kleineicholzheimer seine Tätigkeit ehrenamtlich ausführte, während die Behörde einen Stundenlohn von 1,50 DM vorschlug. Unterblieb die Entfernung von in der Liste aufgeführten Bäumen, wurde deren Rodung auf Kosten des Eigentümers angeordnet.
Zu Beginn des Jahrhunderts war das Auftreten des Frostspanners das Hauptproblem. Gegen dessen Raupen schlug das Großherzogliche Bezirksamt in Adelsheim als „einfaches und billiges Mittel“ die Anlegung von Klebegürteln vor und nannte in dem Schreiben vom September 1906 auch gleich Bezugsquellen: für das „Gürtelpapier“ Julius Rothweiler in Freiburg und für den Klebeleim A. Wingenrot Chem. Fabrik in Mannheim. Gleichzeitig wurden Fortbildungskurse an der Großherzoglichen Landwirtschaftsschule in Augustenberg (bei Karlsruhe) angeboten. Diese richteten sich, teilweise auch mit anderen Themen, an „Frauen und Mädchen“ (Obst-, Gartenbau und Obstverwertung), an „Lehrer, Straßenmeister und Personen reiferen Alters“ und allgemein an „Männer“.
Darüber hinaus wurde zur Verbreitung des Fachwissens im Dezember 1910 vom Landwirtschaftlichen Bezirksverein Adelsheim die Gründung einer Bauländer Obstabsatzgenossenschaft angeregt. Auf dem Schreiben steht allerdings handschriftlich am unteren Rand als Stellungsnahme des Bürgermeisteramts Kleineicholzheim: „Interesse besteht nicht.“ Um eine solche Gründung plausibel zu machen, führt das Schreiben des Vereins das Folgende aus:
„Der Nutzen einer Vereinigung zu dem Zweck, um die Baumzucht und –pflege sowie den Absatz zu fördern, dürfte ohne weiteres einleuchten. Es ist insbesondere von Wichtigkeit, die Auswahl der anzupflanzenden Sorten gemeinsam vorzunehmen. Geht jeder für sich vor, so kommen zu viel Sorten in eine Gemarkung. Im Hinblick auf die Verschiedenartigkeit der Bodenverhältnisse muß es die erste Aufgabe eines Obstbauvereins sein, ein Sortiment (6 – 8 Apfel- und 2- 3 Birnsorten) aufzustellen. Weiter muß der Bezug der Bäume gemeinsam erfolgen, um Kosten zu sparen und die Garantie zu haben, auch die richtigen Sorten zu erhalten. Dasselbe gilt für den Bezug von Edelreisern, die Bekämpfung von Schädlingen, das Ausputzen, Düngen, Verjüngen. Noch wesentlicher sind die Vorteile eines Zusammenschlusses hinsichtlich des Absatzes. Eine Genossenschaft ist stets leistungsfähig und dadurch in der Lage, sich einen festen Privatkundenkreis zu schaffen und zu erhalten. Bei Beschickung von Obstmärkten vermindert sich der Aufwand, wenn gemeinsam vorgegangen, insbesondere das Packmaterial bezogen wird.
… Falls hiernach die Gründung eines Obstbauvereins für die dortige Gemeinde in Frage kommt, wolle uns Mitteilung gemacht werden. Das Gr.[oßherzogliche] Minsterium des Innern hat zu den Gründungskosten einen Beitrag von 100 M zugesagt; auch der Landwirtschaftliche Bezirksverein wird die Sache unterstützen, sodaß eine Inanspruchnahme der Ortsvereine nicht nötig fällt.“