Gemeinde Schefflenz

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Eiserne Hochzeit von Karl Otto und Ruth Walter

Am 30. Dezember 1950 gaben sie sich das Ja-Wort, und so feierten sie am vorletzten Tag des Jahres 2015 das seltene Fest der eisernen Hochzeit: Karl Otto Walter und seine Frau Ruth, geb. Metzger, aus Oberschefflenz. Die Sicherung brannte bei ihnen nie durch, obwohl eine durchgebrannte Sicherung der Grund war, weshalb sie sich näher kamen: Als Ruth Metzger im Haus ihres Schwagers ihre kranke Schwester pflegte, fiel dort das Licht aus, und um den Mangel beheben zu lassen, holte sie den Elektrikerlehrling vom Bahnhof ab, der von seiner Ausbildungsstelle in Eberbach zurückkam. Das war im August 1950, und schon im Oktober fand die Verlobung statt, der am Jahresende die Hochzeit folgte.


Karl Otto Walter ist am 17. März 1926 als einziges Kind der Eheleute Otto und Ella Walter, geb. Quenzer, geboren. Seine Mutter starb eine Woche nach der Geburt, und die Großmutter Ida Quenzer übernahm die Mutterstelle. Der Vater ist im 2. Weltkrieg gefallen. Nach der Grundschule in Oberschefflenz besuchte Walter die Ritter-Götz-von-Berlichingen-Schule in Mosbach, bis ihn der Krieg einholte, zunächst im Herbst 1943 als Flak-Helfer, dann im Juli 1944 als Soldat. Als solcher geriet er im März 1945 zunächst in amerikanische, dann in französische Kriegsgefangenschaft. Nach einer leidvollen Übergangszeit wurde er einer Familie mit vier Kindern als Helfer zugeteilt, und als Feind gekommen, verließ er diese 1948 als Freund. 


Das Abitur nachzuholen hätte zu lange gedauert, deshalb entschloss sich Walter zu einer Lehre als Elektroinstallateur und fand einen Ausbildungsplatz in Eberbach. Um die schwierige finanzielle Lage aufzubessern, meldete er gleichzeitig eine Elektro- und Fahrradhandlung an. Nach der Gesellenprüfung Anfang Dezember 1950 konnte er dann schon auf eigene Rechnung arbeiten. 

Ruth Metzger ist am 24. Oktober 1926 als ältestes von drei Kindern geboren und besuchte von 1933 bis 1941 die Volksschule in Mittelschefflenz, um anschließend auf die Kochschule in Oberschefflenz und schließlich auf die Nähschule in Mosbach überzuwechseln. Die große Landwirtschaft ihrer Eltern erforderte ihre tätige Mithilfe. Gegen deren Willen  absolvierte sie dann eine Lehre als Säuglings- und Kinderschwester, die sie hervorragend abschloss. Den Beruf übte sie allerdings nicht lange aus, ihre Arbeitskraft wurde im Laden ihres Mannes gebraucht, der sich zunächst in dessen Elternhaus befand. 

Das junge Paar bekam drei Kinder. Von den als Zwilling im Jahr 1952 geborenen zwei Mädchen starb das eine aber schon zwei Tage nach der Geburt. Der Tochter Ellen, der späteren Bankkauffrau, folgte 1955 der Sohn Jürgen. Von ihr gibt es schon eine Enkelin und einen Urenkel, während der Sohn Jürgen, Professor für Mechatronik, zwei Söhne hat. 

Walter legte schon 1954 die Meisterprüfung ab, und sein Wissen, seine guten Noten und sein Ansehen brachten ihm die Berufung in die Meisterprüfungskommission der Handwerkskammer Mannheim ein. Zwischenzeitlich aber empfahlen ihm die Ärzte nach einer Bandscheibenoperation, den Beruf zu wechseln.
Und so wurde nun mit der Verbeamtung als technischer Oberlehrer im Jahr 1972 sein Hauptgeschäft, was schon 1965 als Nebenlehrer begonnen hatte. Ruth Walter führte weiterhin den Laden, der sich seit 1962 in dem neu erworbenen Wohnhaus in der Oberschefflenzer Hauptstraße befand. Als sich das Paar schließlich im Jahr 1973 ein neues Haus baute, übernahm Gustav Walter, trotz der Namensgleichheit nicht mit dem Jubilar verwandt, aber dessen Lehrling, das Geschäft in der Hauptstraße. 

Seit seiner Pensionierung im Jahr 1989 widmet sich Walter verstärkt der Heimatforschung. Die Mitarbeit beim Museum des "Vereins Schefflenztalsammlungen" ist für ihn ein wichtiges Betätigungsfeld. So hat er dort jüngst einen Raum mit Exponaten zur Milchwirtschaft gestaltet, die für Schefflenz so charakteristisch ist. Höhepunkt seiner heimatkundlichen Arbeit war die Herausgabe der Chronik "Häuser und Leute von Oberschefflenz" (zusammen mit Ludwig Sommer) im Jahr 1999. Für dieses gewichtige Werk hatte er 12 Jahre lang in akribischer Arbeit bau- und familiengeschichtliche Daten gesammelt und ausgewertet. Ebenfalls seit 1999 steuert Walter jedes Jahr für den Heimatkalender "Unser Land" Anekdoten, Erinnerungen und historische Abhandlungen bei. 

Das Fest wurde im Kreis der Familie und Freunde im evangelischen Gemeindehaus in Oberschefflenz gefeiert. Unter den Gratulanten befand sich auch Bürgermeister Houck. In seiner Ansprache hob er die Schwierigkeiten hervor, die das Paar beim Einstieg in das Berufsleben zu überwinden hatte. Um so anerkennenswerter fand er den weiteren Lebensweg der Jubilare. Dass Karl Otto Walter nach seiner Pensionierung sozusagen eine zweite Karriere als Heimatforscher begonnen und mit dem Häuser- und Leutebuch seiner Heimatgemeinde ein bleibendes Geschenk gemacht habe, sei ihm besonders wichtig zu erwähnen. Der Dank der Gemeinde an das Jubelpaar fand seinen Ausdruck in einer Urkunde und in einem Buchgeschenk. Dass das außergewöhnliche Jubiläum auch an höherer Stelle Beachtung gefunden hatte, zeigte die Urkunde von Ministerpräsident Kretschmann, die der Bürgermeister ebenfalls überreichte. Pfarrer Stefan Albert überbrachte die Segenswünsche der Kirchengemeinde.